Neues Schloss Meersburg, Statthalter empfängt Gesandte, Details aus einer Supraporte, Öl auf Leinwand, Anfang 18. Jahrhundert

ERMAHNUNG FÜR EINEN UNTERGEBENENEIN „MOHR“ AM FÜRSTBISCHÖFLICHEN HOF

Ein „Kammermohr“, ein schwarzer Diener, galt als exotisches Statussymbol. Er sollte die Macht und die weitreichenden Beziehungen eines Hofes zur Schau stellen. In Diensten des Fürstbischofs von Konstanz stand ebenfalls ein Schwarzer Mensch. Doch was geschah mit ihm nach dem Tod seines Herrn?

Neues Schloss Meersburg, Stuckdetail

In Schloss Meersburg arbeitete James als Kammerdiener.

Der „Kammermohr“ James

Die alten Akten der fürstbischöflichen Kanzlei bergen ein Geheimnis: Sie erwähnen einen „Kammermohren“ James. Der Schwarze Diener stammte wahrscheinlich aus Afrika, vielleicht aus Südindien oder Indonesien. Die Einwohner beider Länder galten auch als „Mohren“. Ein Schwarzer Kammerdiener war ein seltener Anblick und erregte große Aufmerksamkeit. Er stand für die weitreichenden Kontakte seines Herren. Am Hof der Fürsten waren sie – wie ihre europäischen Kollegen – ordentliche Mitglieder des Hofstaats.

Neues Schloss Meersburg, Statthalter empfängt Gesandte, Details aus einer Supraporte, Öl auf Leinwand, Anfang 18. Jahrhundert

Ein Empfang von Gesandten – im Hintergrund des Hofstaats steht ein „Mohr“.

DER DIENER WIRD ARBEITSLOS

Wie James nach Meersburg gelangte, lässt sich nicht endgültig sagen. Wahrscheinlich war er ein Sklave, der über britische Stationen nach Meersburg gelangte. In Süddeutschland waren die meisten „Mohren“ freigekaufte Sklaven. Im März 1800 richtete James eine Bittschrift an den neuernannten Fürstbischof von Konstanz: Nach dem Tod des alten Fürstbischofs war der Kammerdiener arbeitslos. Da er über keine finanziellen Mittel verfügte, hatte er keine Hoffnung mehr, sein so weit entferntes Vaterland je wiederzusehen.

Fürstbischof Carl Theodor von Dalberg, Öl auf Leiwand 1803

Fürstbischof Carl Theodor beantwortete die Bittschrift des „Mohren“.

ERNSTE ERMAHNUNGEN AN EINEN PENSIONÄR

Carl Theodor von Dalberg, der neue Fürstbischof, nahm sich der Bitte an. Er befahl, den „Mohren“ bis auf Weiteres zu besolden und ihm eine Wohnung in Meersburg zu verschaffen. Andererseits sei ihm aber „schärfstens einzubüchsen, dass derselbe nicht mehr, wie es bishero geschehen, die Schenk- und Würthshäuser besuchen, sondern sich eines mehr nüchternen Lebens befleissigen, am wenigsten aber (ent) weder auf Conto seiner Gnaden oder dero Höchstderselben untergeordneter Hofcammer bei Wirthen, Handwerkern, Handels- oder Privatleuten etwas ausborgen oder andere Schulden contrahieren solle“.

Altes und Neues Schloss Meersburg von der Seeseite, aquarellierter Kupferstich von Heinrich Bleuler um 1800

Das Schloss zu Zeiten des „Mohren“ James.

DIE SPUR VERLIERT SICH

Eine spätere Einwohnerliste von Meersburg führt den „Mohren“ Ischannes (James?) Adam Africanus als Bewohner des Alten Schlosses auf. Nach dem Eintrag zu schließen, lebte er dort bis 1817. Über sein weiteres Leben weiß man nichts. Jedoch kann man Vermutungen anstellen: Andere „Kammermohren“ heirateten später einheimische Partner – vielleicht auch James. Ein Leibeigner des Fürstbischofs war er wahrscheinlich nicht. Viele Schwarze Kammerdiener waren freie Personen mit geregelter Besoldung.

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